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Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion – Abkürzung ICSI für intracytoplasmic sperm injection – ist eine etablierte Unterform der in vitro-Fertilisation, auch künstliche Befruchtung genannt. Sie wird deutschlandweit in vielen Spezialkliniken durchgeführt und kann Paare mit Kinderwunsch unterstützen, wenn eine natürliche Zeugung nicht erfolgreich ist. Der Erfolg der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion spricht dabei für sich und findet Ausdruck in den strahlenden Gesichtern der glücklichen Eltern.
Junges Paar im Auto

Kriterien und Voraussetzungen – Wer ist für eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion geeignet?

Im Vergleich zur klassischen in vitro-Fertilisation ist die intrazytoplasmatische Spermieninjektion vor allem für Paare geeignet, bei denen die Fruchtbarkeit des Mannes stark eingeschränkt ist, da nur eine einzige befruchtungsfähige Samenzelle nötig ist. Weiterhin wird die physische Barriere zur Befruchtung der Eizelle bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion mechanisch durch das Anstechen der Eizelle mit einer dünnen Glaspipette übernommen, so dass ein Eindringen des Spermium auf jeden Fall möglich ist. Bei der in vitro-Fertilisation werden die Spermien nicht unterstützt, sondern einfach nur mit den Eizellen gemischt, so dass, wie auch bei einer natürlichen Zeugung, die fittesten Spermien sich durchsetzen und nach dem Durchdringen der Eizellmembran diese befruchten können.

Eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit beim Mann kann vielerlei Ursachen haben, zum Beispiel fehlende oder verklebte Samenleitern, eine gestörte Bildung der Samenzellen im Hoden, Vorhandensein von Spermien-Antikörpern in der Samenflüssigkeit oder wenn der Mann aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung (zum Beispiel Hodenkrebs) zeugungsunfähig geworden ist, aber vorher eingefrorenes Sperma von ihm vorliegt. Ebenso ist die intrazytoplasmatische Spermieninjektion der nächste Schritt, wenn eine normale in vitro-Fertilisation nach mehreren Behandlungszyklen nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.

Für die intrazytoplasmatische Spermieninjektion kann die Samenflüssigkeit durch einen operativen Eingriff aus den Nebenhoden (MESA = mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration) oder Hoden (TESE = testikuläre Spermienextraktion) gewonnen werden.

Erfolgschancen der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion

Durch die direkte Befruchtung der Eizelle mittels Spermieninjektion ist ein Befruchtungserfolg vorprogrammiert und nach dem Einbringen der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter der Frau werden laut Statistik 28 % der Frauen bereits im ersten Behandlungszyklus schwanger, was in etwa gleich den Erfolgschancen bei einer natürlichen Zeugung oder auch der klassischen künstlichen Befruchtung ist. Mit steigender Anzahl an Behandlungszyklen steigt auch die Aussicht auf einen Erfolg. Generell hängen die Erfolgsaussichten auch von der Fruchtbarkeit der Frau und dem jeweiligen Alter beider Partner ab, ähnlich zur natürlichen Zeugung.

Ablauf der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion

Die einzelnen Schritte bei der Durchführung einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion sind völlig gleich zu denen einer in vitro-Fertilisation, lediglich die Art und Weise der Befruchtung ist unterschiedlich. Ebenso ist auch bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion kein Krankenhausaufenthalt der Frau nötig.

Eine erfolgreiche Schwangerschaft kann etwa 2 bis 3 Wochen nach der Behandlung bestätigt werden.

Folgende Abschnitte werden dabei durchlaufen:

  • gründliche genetische Untersuchung beider Partner,
  • hormonelle Stimulation der Eizellproduktion bei der Frau und Ernte der reifen Eizellen (Eizellpunktion: kurzer operativer Eingriff unter Vollnarkose),
  • Samenspende durch den Mann oder Samenentnahme aus Nebenhoden/Hoden und Aufbereitung der Samenflüssigkeit,
  • Injektion der Spermien in die Eizellen,
  • Bebrütung der Eizellen für wenige Tage,
  • Selektion der befruchteten Eizellen und optional Einfrieren überzähliger befruchteter Eizellen zur späteren Verwendung,
  • Transfer der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter der Frau.

Eine ausführliche Beschreibung aller Schritte finden Sie hier.

Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion bietet den Vorteil, dass ein Scheitern der Befruchtung annähernd ausgeschlossen werden kann, da die Eizelle „gezwungen“ wird, sich von einem Spermium befruchten zu lassen. Dies geschieht, indem das Spermium unter dem Mikroskop mit einer sehr feinen Pipette direkt in die Eizelle gebracht wird. Somit ist keine physische Barriere vorhanden, die das Spermium durchdringen muss, um eine Befruchtung zu ermöglichen.

Kritik an der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion

Kritisch betrachtet wird bei dieser Form der künstlichen Befruchtung, dass keine natürliche Selektion zwischen Eizelle und Spermium stattfindet, sondern in diesen Prozess eingegriffen wird, indem die besten, vitalsten Spermien „von Menschenhand“ ausgesucht werden, was einer genetischen Selektion gleicht.

Risiken

Neben vergleichsweise sehr geringen Risiken, die eine Vollnarkose auch bei jeder Operation mit sich bringen kann, bestehen vor allem gewisse Tendenzen zu Fehlbildungen und Erbkrankheiten bei den so gezeugten Kindern. Die Anzahl an Mehrlingsgeburten ist durch das gleichzeitige Einsetzen mehrerer befruchteter Eizellen in die Gebärmutter leicht erhöht im Vergleich zur natürlichen Zeugung.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die enorme psychische Belastung beider Partner und die körperliche Belastung für die Frau.

Mehr zu den Risiken einer künstlichen Befruchtung finden Sie hier.

Kosten und Kostenübernahme durch die Krankenversicherung

Ein Behandlungszyklus kostet ab etwa 5.000 Euro; der Preis variiert geringfügig je nach Fruchtbarkeitsklinik.

Bei gesetzlich Krankenversicherten besteht – wie bei der in vitro-Fertilisation auch – die Möglichkeit, dass die Krankenversicherung bis zu 50 % der Kosten von 3 Behandlungszyklen übernimmt. Dafür müssen allerdings bestimmte Kriterien erfüllt sein und bestimmte Kosten, wie beispielsweise das Einfrieren von befruchteten Eizellen, die für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden sollen, werden gar nicht übernommen. Ihre Krankenversicherung berät Sie gerne individuell zu Ihren Fragen rund um die Kostenübernahme.

Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion ist sicherlich eine Methode mit Zukunft, um Paaren mit Kinderwunsch dabei zu helfen, leibliche Kinder zu bekommen. Das zufriedene Lächeln erstreckt sich anschließend über die Gesichter des erfolgreichen Arztes sowie von Mami und Papi und ihrem süßen Baby.

Weitere hilfreiche Informationen zur künstlichen Befruchtung ganz allgemein finden Sie auch hier.