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Störfall Allergien und Autoimmunerkrankungen

Unser Abwehrsystem ist ein fein abgestimmtes, komplexes System, das unseren Körper mit seinen Immunzellen vor Fremdstoffen, sogenannten Antigenen, beschützen soll. Leider kann dieses System auch durch Fehlreaktionen des Immunsystems durcheinandergeraten.
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Sowohl bei Allergien als auch den Autoimmunerkrankungen liegt eine gestörte Steuerung zu Grunde. Bei Allergien überreagiert unser Körper auf eigentlich nicht schädliche Fremdsubstanzen, bei Autoimmunerkrankungen werden sogar körpereigene Zellen und Strukturen von den eigenen Immunzellen angegriffen.  

Allergien – Überreaktion des Immunsystems

Unter einer Allergie oder einer Überempfindlichkeitsreaktion versteht man eine erworbene, spezifische Reaktion gegenüber eigentlich nicht schädigenden Substanzen, sogenannten Allergenen. Unser Immunsystem reagiert auf wiederholte Kontakte mit diesem Allergen wie auf Krankheitserreger und versucht diese abzuwehren und zu eliminieren.

Bekannt sind heute über 20.000 unterschiedliche Allergie-Auslöser. Es ist oft ein langer Weg herauszufinden, worauf der Körper überempfindlich reagiert, da Allergene über die unterschiedlichsten Wege Reaktionen auslösen können.

Allergie-Auslöser:

Bei einer Nahrungsmittelallergie können bestimmte Lebensmittel wie Nüsse, Milch, Getreide oder Schalentiere nicht vertragen werden.

Bei der Kontakt-Allergie reicht wie der Name schon sagt, der (Haut-)Kontakt zu bestimmten Stoffen aus, um eine Reaktion hervorzurufen. Zu ihnen zählen beispielsweise Metalle wie Nickel, Duftstoffe, Kosmetika oder Latex.

Aber auch Medikamente oder die Begleitstoffe in Injektionen können bei einer Arzneimittel-Allergie zu den Auslösern zählen, ebenso wie Insektenstiche beispielsweise durch Bienen, Wespen oder Mücken.

Schwer vermeidbar sind besonders auch die Inhalations-Allergene, da sie über die Atemluft in den Körper gelangen. Die Liste dieser Allergene ist lang und reicht von Pollen, Sporen, Tierhaaren über Hausstaub. Inhalations-Allergien sind mit Abstand die häufigsten Allergie-Auslöser, angeführt vom sogenannten Heuschnupfen der durch Pollen ausgelöst wird.

Symptome von Allergien:

Nicht nur die Allergie-Auslöser, sondern auch die Symptome haben eine große Bandbreite und zeigen sich individuell sehr unterschiedlich. Die Symptome einer Allergie können den ganzen Körper betreffen und treten sowohl sofort als auch zeitverzögert auf.

  • Allergische Reaktionen der Atemwege: Schnupfen, Niesen, Atemnot
  • Allergische Reaktionen der Augen: gerötete, juckende, tränende Augen
  • Allergische Reaktion des Magen-Darm-Traktes: Durchfall, Blähungen, Völlegefühl, Erbrechen und Entzündungen der Schleimhäute
  • Allergische Reaktion der Haut: Rötung, Juckreiz, Schwellung, nässende Bläschen, Quaddeln, Krusten- oder Schuppenbildung

Grundsätzlich ist es nur schwer vorhersehbar, wie sich eine Allergie im Laufe der Zeit entwickeln wird. Aber oftmals weiten sich Allergien in jüngeren Jahren sogar weiter aus.
Mit fortschreitendem Alter kann sich dieses jedoch umkehren, da durch die normale nachlassende Immunfunktion die Reaktionen unseres Immunsystems sinken und bestenfalls auf Allergene sogar ganz abnehmen.

Autoimmunerkrankungen – Immunsystem kämpft gegen den Körper

Kurz gesagt wird bei Autoimmunerkrankungen körpereigenes Gewebe durch bestimmte Zellen und Antikörper des Immunsystems angegriffen. Normalerweise werden fehlgeleitete Abwehrzellen vom eigenen Körper aussortiert, so dass nur Zellen vorhanden sind, die nicht gegen die eigenen Antigene arbeiten. Dieser an sich normale Prozess wird als Immuntoleranz bezeichnet.
Bei Autoimmunkrankheiten hingegen verliert sich aber die Immuntoleranz, in dessen Folge sich Zellen oder Antikörper gegen eigenes Gewebe richten. Nachgewiesen werden die meisten Autoimmunerkrankungen durch Autoantikörper im Blut.

Warum es zu diesen Fehlfunktionen des Immunsystems kommt, ist nicht sicher geklärt, aber es wird ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren vermutet. Genetische Veranlagung, Impfungen, Giftstoffe oder durchlebte Infektionen mit Bakterien oder Viren (z. B. das Epstein-Barr Virus) können dabei eine Rolle spielen. Fakt ist aber, dass Autoimmunerkrankungen zu 90 % bei Frauen auftreten, da bei ihnen durch die weiblichen Hormone eher Entzündungen begünstigt werden. Heute sind rund 60 unterschiedliche Autoimmunerkrankungen bekannt.

Beispiele für Autoimmunerkrankungen:

  • Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei greifen falsch geleitete Zellen die schützende Isolierschicht der Nervenzellen an.
  • Beim Typ-1-Diabetes zerstören die Abwehrkräfte in der Bauchspeicheldrüse sogenannte Beta-Zellen, die für die Produktion des Hormons Insulin benötigt werden.
  • Bei der rheumatischen Gelenksentzündung (Arthritis) wird Gewebe der Gelenkinnenhäute als nicht körpereigen bewertet. Die irrtümliche Immunreaktion führt zu einer Entzündung, so dass die Gelenkinnenhäute wuchern und gelenkschützenden Knorpel zerstören.
  • Bei der Schuppenflechte (Psoriasis) stufen Immunzellen körpereigene Hautzellen als Fremdkörper ein, in dessen Folge es zu einer Entzündungsreaktion der Haut kommt. 
  • Die systemische Lupus erythematodes (SLE) zählt zu den Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes, die alle Organe (systemisch) betreffen kann. Sie führt zu Entzündungen von Gefäßen, Muskeln, Gelenken und diverser Organe. Häufig ist die Haut betroffen und im Gesicht kann sich eine symmetrische, schmetterlingsförmige Hautrötung zeigen.
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TIPPS
Tipps Abwehrkräfte

Häufige Infekte deuten auf ein geschwächtes Immunsystem hin. Wussten Sie, dass Küssen, eine gesunde Darmflora oder scharfes Essen die Abwehrkräfte stärken?

Da die Ursachen von Autoimmunerkrankungen nicht sicher geklärt sind, ist es meist nur möglich die jeweiligen Symptome zu behandeln.

In schweren Fällen werden Immunsuppressiva verschrieben, die die normale Abwehrfunktion des Körpers unterdrücken und somit den fehlgeleiteten Prozess des Immunsystems stoppen sollen.

Leider lässt sich feststellen, dass sowohl die Zahl der Allergien als auch der Autoimmunerkrankungen ständig zunimmt. Eine mögliche Erklärung, die sogenannte „Hygienetheorie“, vermutet eine übertriebene Hygiene in der Kindheit als Ursache.

Durch zu seltene Kontakte mit den verschiedensten Mikroorganismen nehmen wir unserem Immunsystem die Möglichkeit, dazuzulernen. Aber auch ein ungesunder Lebenswandel mit Stress, regelmäßigem Alkohol- oder Nikotinkonsum, wenig Bewegung und unzureichender Nährstoffversorgung lässt unser Immunsystem schwächeln.