Blut

Blut hat die Menschen schon immer fasziniert und es hat in allen Kulturen eine Bedeutung, die weit über die medizinische hinausgeht.

Das Blut – Kraftstoff des Körpers

Jeder erwachsene Mensch hat ein Blutvolumen von etwa fünf bis sechs Litern, was etwa sechs bis acht Prozent seines Körpergewichts entspricht. Das Blut wird vom Herzen als Blutpumpe angetrieben und zirkuliert innerhalb des Blutkreislaufs. So werden im gesamten Körper Sauerstoff, Nährstoffe, Stoffwechselprodukte, Hormone, Kohlendioxid sowie Wasser transportiert. Tatsächlich ergeben die Blutgefäße in der Gesamtheit eine unglaubliche Länge von über 100.000 Kilometern!

Das menschliche Blut besteht aus festen und flüssigen Bestandteilen. Die Blutzellen sind die festen Bestandteile des Blutes, man unterscheidet dabei zwischen roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).

Der flüssige Bestandteil des Blutes wird Blutplasma genannt. Das Blutplasma besteht zu 90 Prozent aus Wasser und enthält weitere Stoffe, wie Mineralsalze, Glucose und Eiweiße, Stoffwechselprodukte, Enzyme und Hormone.

Die Auswertung der Blutwerte ist ein wichtiges diagnostisches Mittel, woraus sich viele Rückschlüsse auf die Gesundheit des Menschen ziehen lassen.

Das Blut und seine Aufgaben

Die wohl wichtigste Aufgabe des Blutes ist der Stofftransport. Das Blut verteilt Sauerstoff, Kohlendioxid, Stoffwechselprodukte, Vitamine und Nahrungsstoffe. Schadstoffe werden von den Organen zu den Ausscheidungsorganen befördert.

Blut ist aber auch wichtig für die Regulierung der Körpertemperatur. Das Blut verteilt die während des Stoffwechsels entstandene Wärme oder bringt sie an die Körperoberfläche, wo sie abgegeben wird.

Der pH-Wert wird über das Puffersystem des Bluts reguliert, so dass der Körper weder einen Säureüberschuss noch einen zu hohen Anteil an Basen aufweist. Im Körper können Stoffwechselvorgänge nur dann optimal funktionieren, wenn der pH-Wert des Bluts zwischen 7,36 und 7,44 liegt.

Unser Blut übermittelt auch Botschaften zwischen den Organen.

Die Körperzellen und Gewebe kommunizieren untereinander mithilfe von Botenstoffen. Diese Botenstoffe – zumeist Hormone – reisen über die Blutbahnen im Körper und ermöglichen so die Kommunikation zwischen den Organen.

Zu guter Letzt hat das Blut eine wichtige Schutzfunktion im Körper. Zum einen wird es benötigt, um kleine Reparaturen im Körper vorzunehmen, denn es befördert Stoffe, die für die Blutgerinnung wichtig sind und somit den Wundverschluss ermöglichen. Zum anderen kämpfen die weißen Blutkörperchen als „Körperpolizei“ gegen Bakterien, Viren und Parasiten.

Die Blutgruppen

1901 wurde festgestellt, dass es vier verschiedene Blutgruppen gibt (A, B, AB und 0 – sprich: null). Die Blutgruppe ist ein Merkmal, das vorwiegend in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vorkommt. Die Blutgruppe wird durch Testseren festgestellt. Die bekanntesten Methoden zur Bestimmung der erblichen Blutgruppe sind das AB0- und das Rhesusfaktor-System.

Das AB0-System basiert darauf, dass die roten Blutkörperchen Antigene besitzen, die mit bestimmten Antikörpern reagieren können. Bei einer falschen Kombination von Antikörpern und Antigenen verklumpen die roten Blutkörper­chen. Daher darf man bei Bluttransfusionen nur passendes Blut verwenden.

  • Blutgruppe A beispielsweise besitzt A-Antigene und Anti-B-Antikörper. Falls dieses Blut mit der Blutgruppe B oder AB zusammenkommt, reagieren die Anti-B-Antikörper mit den B-Antigenen.
  • Blutgruppe B besitzt das Antigen B und somit Antikörper gegen die Blutgruppe A.
  • Blutgruppe 0 besitzt keine Antigene und reagiert deshalb nicht mit den Antikörpern. Daher kann es allen anderen Blutgruppen gespendet werden.
  • Blutgruppe AB hingegen besitzt beide Antigene, und reagiert deshalb auf alle Antikörper. Im Blutserum von AB sind also keine Antikörper enthalten, da sonst das Blut verklumpen würde. Deshalb kann es alle Blutspenden erhalten, selbst jedoch nicht spenden.

Das Rhesusfaktor-System (am Rhesusaffen entdeckt) basiert auf einem Antikörper, den 85 % der Menschen im Blut haben. Man bezeichnet sie deshalb als rhesuspositiv (rh+). Die restlichen 15 % haben den Rhesusfaktor nicht, sie sind rhesusnegativ (rh-).

Zunächst gibt es im Blut keine Antikörper gegen den Rhesusfaktor, gelangen jedoch rh+ und rh- zusammen, so wird der rh+ als Fremdkörper angesehen und das Blut verklumpt. Dies kann zu Komplikationen bei der Geburt führen, wenn Mutter und Kind unterschiedliche Rhesus-Faktoren haben. Deshalb wird auch immer der Rhesus-Faktor bestimmt.

Blutgruppenverteilung in Deutschland

Blutgruppe A
43 % (AA oder A0)
Blutgruppe 0
41 %
Blutgruppe B
11 % (BB oder B0)
Blutgruppe AB
5 %

Das Blutbild (Hämogramm)

Bei einer Blutabnahme kann der Arzt durch die Zusammensetzung des Blutes viele Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand eines Menschen ziehen. Er kann aus dem Blutbild (Hämogramm) ablesen, ob z. B. eine Entzündung vorliegt und ob die Verteilung der Blutkörperchen in etwa der eines Gesunden entspricht. Das Blutbild zeigt die Ergebnisse der Zählung von im menschlichen Blut enthaltenen zellulären Bestandteilen. Diese setzen sich aus roten Blutzellen (Erythrozyten), weißen Blutzellen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und unreifen roten Blutkörperchen (Retikulozyten) zusammen.

Es wird zwischen dem kleinen und dem großen Blutbild unterschieden. Das große Blutbild umfasst zusätzlich zum kleinen Blutbild, das lediglich die Gesamtleukozytenzahl enthält, außerdem noch das Differentialblutbild, also eine genaue Aufschlüsselung, aus welchen Untergruppen sich die Leukozyten zusammensetzen.

Blutbild eines gesunden Menschen:

  • viele Erythrozyten 
  • einige Leukozyten (große lila gefärbte Zellen)
  • einige Thrombozyten (kleine lila gefärbte Zellen)

Richtangaben für Blutwerte:

Wert
Frau
Mann
Einheit
Leukozyten
4,4 - 11,9
4,0 - 10,0
Tsd./mikrol
Erythrozyten
4,1 - 5,4
4,5 - 6,0
Mill./mikrol
Hämoglobin
11,5 - 16,4
13,5 - 18,0
g/dl
Hämatokrit
35 - 45
42 - 50
%
MCV
80 - 96
80 - 96
fl
Hbe / MCH
28 - 32
28 - 32
pg
Thrombozyten
150 - 300
150 - 300
Tsd./mikrol
Retikulozyten
1 - 14
1 - 14

Begriffserklärungen des Blutbildes:

  • Leukozyten (Leu) / weiße Blutkörperchen:
    Die weißen Blutkörperchen verdanken ihren Namen der weißlichen Farbe, die sie im ungefärbten Blutausstrich besitzen. Nur knapp 10 % der weißen Blutkörperchen sind im Blut enthalten, die Mehrzahl der weißen Blutkörperchen befindet sich im Knochenmark und in den Geweben. Die Bildung der Leukozyten findet in den Stammzellen des Knochenmarks statt.

    Sie sind ein wichtiger Teil der Immunabwehr. Sie machen Krankheitserreger unschädlich und können so bei Entzündungen, bakteriellen Infektionen oder allergischen Reaktionen wertvolle Hilfe leisten.

  • Erythrozyten (Ery) / rote Blutkörperchen:
    Jeder Erwachsene besitzt ca. 30.000 Milliarden der roten Blutkörperchen, die etwa 120 Tage zirkulieren. Sie transportieren den Sauerstoff von der Lunge in den gesamten Körper – dies ist ein lebensnotwendiger Vorgang. Auf dem Rückweg durch den Körper nehmen die Erythrozyten einen Teil des verbrauchten Kohlendioxid (CO2) mit zur Lunge, wo es abgegeben und ausgeatmet wird. Die roten Blutkörperchen enthalten den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin.

    Wichtige Bausteine bei der Erythrozytenbildung sind Eisen, Vitamin B12 und Folsäure. Ist einer dieser Stoffe im Körper nicht ausreichend vorhanden, werden – wenn überhaupt – nicht voll funktionsfähige Blutkörperchen gebildet. Bei zu wenigen Blutkörperchen spricht man von Blutarmut (Anämie). Bei zu vielen Blutkörperchen spricht man von Polyglobulie.

  • Hämoglobin (Hb) / roter Blutfarbstoff:
    Der rote Blutfarbstoff ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen und hat vor allem die Aufgabe, Sauerstoff in der Lunge zu binden und zu den Körperzellen zu transportieren. Eine besondere Funktion kommt dem Eisen zu, denn es ist als „Zentralatom“ für das Anlagern des Sauerstoffs an das Hämoglobin verantwortlich.

    Fehlt Eisen, kann kein neuer roter Blutfarbstoff gebildet werden.
    Einen zu niedrigen Hämoglobin-Wert nennt man ebenso wie eine verringerte Zahl roter Blutkörperchen Blutarmut (Anämie).

  • Hämatokrit (HKT):
    Der Hämatokrit bezeichnet den Anteil der zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes und ist ein Maß für die Zähigkeit des Blutes. Blut ist etwa viermal dickflüssiger als Wasser. Steigt der Hämatokritgehalt, nimmt also die Zähigkeit des Blutes zu. Dabei erhöht sich der Strömungswiderstand in den Blutgefäßen, was zu einer Mehr­belastung des Herzens und zu einer geringeren Durchblutung der Organe führt.

  • MCV und MCH:
    MCV (Mean Corpuscular Volume) und MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin): Diese Daten stellen Laborwerte dar, die der Funktionsüberprüfung der roten Blutkörperchen dienen. Aufgrund ihrer zentralen Funktion beim Sauerstofftransport werden diese lebenswichtigen Werte routinemäßig bestimmt. Der MCV ist das durchschnittliche Volumen eines Erythrozyten. Der Wert wird benötigt, um die verschiedenen Anämie-Formen zu unterscheiden. Der MCH gibt die durchschnittliche Hämoglobin-Menge pro Erythrozyt an. Dieser Parameter dient ebenfalls der Differenzierung von Anämien. 

  • Thrombozyten / Blutplättchen:
    Die „Blutplättchen“ werden im Knochenmark gebildet und ein bis zwei Wochen später vor allem in Milz und Leber wieder abgebaut.

    Diese sehr kleinen Partikel sind der wichtigste Bestandteil der Blutgerinnung und Blutstillung.
     Sie verklumpen an Gefäßverletzungen und bilden einen Pfropf, der die Wunde verschließt – eine überlebenswichtige Funktion!

    Wenn die Blutplättchen nicht richtig funktionieren, kommt es zu einer verstärkten Blutungsneigung, d. h. eine Wunde blutet dann länger als üblich. Leider kann es aber auch zu Verklumpungen an bereits vorhandenen Ablagerungen kommen. Es besteht dann die Gefahr, dass das Gefäß endgültig verstopft. Ist die Zahl der Blutplättchen massiv erhöht, besteht das Risiko der Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombose).

  • Retikulozyten:
    Retikulozyten sind die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen und entstehen im Knochenmark. Sie werden von dort aus in das Blut abgegeben und wandeln sich in reife rote Blutkörperchen um. Aus der Anzahl kann man schließen, wie schnell und in welchem Verhältnis rote Blutkörperchen nachgebildet werden.

Laborwerte - Blutzucker, Cholesterin, Homocystein und Co.

Durch eine Blutuntersuchung können anhand der Laborwerte wichtige Werte wie z. B. Blutzucker, Cholesterin, Homocystein und Elektrolyte festgestellt werden. Die Bestimmung dieser Werte erfolgt meist nicht im so genannten Vollblut, sondern im Plasma oder im Serum. 

  • Glucose (Blutzucker):
    Unter dem Blutzucker versteht man im Allgemeinen die Höhe des Glucosespiegels im Blut, ein wichtiger Energielieferant des Körpers. Die roten Blutkörperchen und das Nierenmark sind auf Glucose zur Energie­gewinnung angewiesen. Auch das Gehirn wird durch Glucose versorgt.

Ein günstiger Wert für den Blutzucker liegt nüchtern bei unter 100 mg/dl.

Einen zu hohen Blutzuckerwert nennt man Hyperglykämie und einen zu niedrigen Hypoglykämie. Der Blutzuckerspiegel ist kurzfristig nach dem Essen erhöht, es sollte daher im nüchternen Zustand gemessen werden. Erhöhte Blutzuckerwerte deuten in der Regel auf die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) hin. Langfristig erhöhte Werte können sich negativ auf die Nerven auswirken und Veränderungen an den Blutgefäßen hervorrufen.
 

  • Die Blutfette (Lipide):
    Die Blutfette gehören wie auch alle anderen Fette und fettähnlichen Substanzen zu der Gruppe der Lipide. Die bekanntesten Fette sind das Cholesterin und die Triglyceride. Wie Eiweiße und Zucker sind auch Fette eine wichtige Nahrungsquelle für den Organismus, wobei sie mit 9,3 kcal/g den höchsten Energiegehalt besitzen. Fett ist der wichtigste Speicherstoff des Organismus. Der Körper kann aber auch andere Stoffe wie Eiweiße und Zucker in Fette umwandeln, um sie zu speichern.
     
  • Triglyceride (TRG):
    Natürlich vorkommende Fette werden auch als Neutralfette oder Triglyceride bezeichnet. Triglyceride bestehen aus einem Molekül Glycerin, an das drei Fettsäuren angehängt sind. Dabei können die Fettsäuren durchaus unterschiedlich sein.

    Günstig sind Triglyceridwerte der Blutuntersuchung die unter 150 mg/dl liegen.

    Der biologische Sinn der Speicherung von Fett besteht darin, eine Energiereserve für „Notzeiten“ zur Verfügung zu haben. Das Schicksal der Fette im Organismus hängt vom Energiebedarf des Körpers ab. Triglyceride mit gesättigten Verbindungen gelangen schnell in die Fettdepots. Der Energievorrat eines normal schweren Erwachsenen beträgt ungefähr 8 Kilogramm und würde Energie für 40 Tage liefern.

    Die Bestimmung der Triglyzeride dient zur Früherkennung von genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen, welche wiederum als Risikofaktor der koronaren Herzkrankheit gelten.
     
  • Cholesterin
    Es handelt sich beim Cholesterin um eine Fettverwandte, die sowohl mit der Nahrung aufgenommen als auch im Körper – vor allem von der Leber – selbst gebildet wird. Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil für die körpereigene Produktion von Hormonen und Gallensäuren sowie für den Aufbau der Zellhüllen. Ist jedoch zu viel Cholesterin im Blut vorhanden, kann sich dies negativ auf die Gefäßgesundheit auswirken. Die Bestimmung dieses Fettes dient zur Früherkennung des Arteriosklerose-Risikos.

    Cholesterin besteht aus mehreren Untergruppen. Die Angabe des Gesamtcholesterinwertes (TC) sagt für sich allein genommen wenig aus. Für eine Beurteilung benötigt man mindestens den Wert von HDL (high density lipoproteins) und LDL (low density lipoproteins).

HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) bringt nicht mehr benötigtes Cholesterin aus den Zellen zur Leber, wo es abgebaut wird. Hohe HDL-Werte sind positiv, da sie dem Cholesterinabbau dienen.

Ist zu viel LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“) im Körper vorhanden, so kann es in den Wänden der Blutgefäße ablagern und zu deren Verengung (allgemeine Arteriosklerose) führen.

Günstige Blutfettwerte:

  • Gesamtcholesterin (TC): unter 200 mg/dl
  • HDL-Cholesterin (HDL): über 70 mg/dl (bei Frauen) / über 60 mg/dl (bei Männern)
  • LDL-Cholesterin (LDL): unter 130 mg/dl
  • Homocystein
    Homocystein ist eine Substanz, die bei jedem Menschen im Blut zirkuliert.
    Es ist eine in der Nahrung nicht vorkommende Aminosäure und ein körpereigenes Stoffwechselprodukt, das beim Abbau von Eiweiß aus den einfachsten Eiweißbausteinen, den so genannten Aminosäuren, entsteht. Ein „normaler“ Homocysteinspiegel ist wichtig für die Funktionserhaltung der Gefäße, denn Homocystein ist ein Risikofaktor für die Arteriosklerose.

Die Laborwerte bei der Blutuntersuchung sollten zwischen 5 und 10 µmol/l liegen.